Die Frauenkirche ist nicht nur die Heimat unserer lebendigen Gemeinde, sondern auch historisch bedeutend. Pfarrer Theophil Haffelder hat die Geschichte der Kirche von Unser Frauen in folgende Unterpunkte gegliedert:
Das Bildprogramm des Hauptschiffs.
Der Freskenzyklus an der Turmwand.
Der Notar des Schenks Conrad von Winterstetten, Walther, ist der erste Pfarrer bei der Frauenkirche, der in einer Urkunde (1258) erwähnt wird.Der Schenk von Winterstetten hatte mit dem Truchsess von Waldburg den Sohn des Hohenstaufenkaisers Friedrich II. zu erziehen, und ihm waren einige Jahre lang die Reichsinsignien zur Aufbewahrung anvertraut. Darüber hinaus war er mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben beauftragt (1239). 1243 starb er. Ob die Frauenkirche als welfisches Erbe an die Hohenstaufen (1191) und damit später auch an das Reich kam, oder ob die Frauenkirche seit alter Zeit zum Reich gehörte, ist noch nicht feststellbar. Ausgrabungen aus dem Jahre 1979 brachten verschiedene Fundamente aus vorromanischer Zeit zutage. Nach der Gestaltung der Fundamente kann sie in ottonische (um 1000 n. Chr.), karolingische (800 n. Chr.) und vorkarolingische Zeit (ca. 700 n. Chr. und noch älter) datieren. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass es sich beim ersten Bau entweder um eine Missionskirche, vielleicht verbunden mit einer Taufkapelle, da in der Nähe ein Bach vorbeifliesst oder um eine Königshofkirche handelt.
Kaiser Ludwig der Baier übertrug 1341 das Patronatsrecht der Frauenkirche dem Kloster zum Heiligen Geist (Kreuzherrnkloster), neben dem der Amtssitz des kaiserlichen Verwalters war. 1346 wurde die vollständige Inkorporation der Kirche in das Kloster vom Augsburger Bischof bestätigt. Die Kirche, die ausserhalb der Stadtmauer im Süden stand, war mit einer Kirchhofmauer umgeben. Ein Tuffstein davon, versehen mit der Jahreszahl 1205, befindet sich jetzt im nördlichen Vorzeichen (Eingangshalle) der Kirche. Vor der Mauer schützte ein Graben die Kirche.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Frauenkirche bei der Ummauerung des Wegbachviertels in die Stadtanlage einbezogen. Der romanische Kirchenbau wurde in jenem Jahrhundert in einen gotischen umgewandelt und nach allen Seiten erweitert. Der Turmbau stammt wahrscheinlich ebenfalls aus jener Zeit. Bis zum 17. Jahrhundert war er mit einem gotischen Spitzendach versehen. Beschädigungen durch Blitzschlag machten eine Veränderung der Turmspitze notwendig: Eine kleine Laterne wurde auf dem gekreutzen Satteldach aufgesetzt. Von 1456-1460 ermöglichte die Unterstützung durch die Familie Vöhlin einen grösseren inneren Umbau der Kirche. Das Hauptschiff wurde verbreitert, das Dach erhöht. Über den spätgotischen Pfeilern und in den Bogenlaibungen wurden Fresken gemalt, die den christlichen Glauben darstellen. Der erweiterte Chorraum sowie die nördliche und die südliche Vorhalle (schon Anfang des 15. Jahrhunderts) erhielten ebenfalls Fresken (Strigelschule Memmingen).
Etwa an der Stelle, wo das heutige Pfarrhaus Unser Frauen steht, stand früher das Beinhaus - die Michaeliskapelle - in Ost-West-Richtung gegenüber dem Chor der Kirche. Wahrscheinlich wurde es um das 12./13. Jahrhundert errichtet und nach Stillegung des Friedhofes bei der Frauenkirche im 16. Jahrhundert zunächst in ein Stipendiatenhaus (1543) und danach zum Pfarrhaus Unser Frauen umgebaut.
Die Bedeutung der Frauenkirche im späten Mittelalter wurde dadurch gekennzeichnet, dass in dieser Kirche die Synoden des Kapitels Memmingen, wozu auch Ottobeuren gehörte, abgehalten wurden und im Jahre 1504 der deutsche Kaiser Maximilian I. bei seinem Aufenthalt in Memmingen die Messe hörte.
Ab Mitte der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts öffnete sich die Stadt Memmingen der Reformation. Auch die Gläubigen der Pfarrei Unser Frauen drängten auf die Durchführung der Reformation. Der Pfarrer der Frauenkirche wurde in den Ruhestand versetzt. Auf dem Reichstag zu Augsburg legten die Städte Strassburg, Konstanz, Lindau und Memmingen mit der sogenannten "Tetrapolitana" ihr besonderes Glaubensbekenntnis ab. Später allerdings schloss sich die Stadt der lutherischen Reformation an und bekannte sich zu Augsburger Konfession.
Im Juli 1531 wurden die Bilder, Tafeln und Altäre soweit als möglich beseitigt. Die Fresken in der Frauenkirche blieben allerdings erhalten. Die grosse Glocke wurde entfernt (1529) und die Friedhofsmauer abgebrochen, ihre Steine verwendete man zum Aufbau des Bollwerks. Im Jahre 1548 wurde durch die Interimsverordnung des deutschen Kaisers wieder der röm.-kath. Ritus eingeführt. Erst 1565 gelang es den Evangelischen - in dem Vertrag von Mindelheim (1569) festgelegt - ihre Gottesdienste in Unser Frauen zu halten. In der Zeit von 7:30-16:00 war die Kirche für die Evangelischen offen. Sie durften das Kirchenschiff benützen. Die übrige Zeit standen dem Spitalmeister der Chorraum und den Nonnen vom Kloster Mariengarten die erste Empore für Gottesdienste zur Verfügung. Seit 1469 konnten diese durch einen Gang über die Strasse von ihrer Hauskapelle zur Frauenkirche die erste Empore erreichen. 1487 wurde von der Möttelin-Kapelle zur ersten Empore eine Treppe gebaut, um den Nonnen eine Möglichkeit zur Beichte und Kommunion zu geben. Diese Regelung dauerte bis 1806. Die Kirche konnte dann ganz für die evangelische Kirchengemeinde Unser Frauen erworben werden. Die röm.-kath. Gemeinde erhielt die Kirche St. Johann. Das Nonnenkloster Mariengarten und das Kloster zum Heiligen Geist "Kreuzherren" wurden aufgelöst.
Seit der Reformation war Memmingen kirchlich selbständig. Der Schwerpunkt des geistlichen Lebens der Stadt lag bei St. Martin, obwohl gelegentlich Pfarrer der Frauenkirche Dekan oder Senior des Pfarrkapitels Memmingen wurden. Während des Napoleonischen Krieges wurde die Kirche Unser Frauen in ein Magazin verwandelt. Bis zum Jahre 1808 musste sie durch die Stadt Memmingen auf Verordnung der Königlich-Bayerischen Königskommission in Ulm hin wiederhergestellt werden. 1811 wurde die Pfarrei Unser Frauen selbständig. 1829 erhielt die Kirche eine neue Kanzel, die aber 1893 wieder abgebrochen wurde. In den Jahren 1838 - 1841 wurde die Frauenkirche durchgreifenden Instandsetzungsarbeiten unterzogen: Dabei erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl und das Mittelschiff ein Holzgewölbe, das den gotischen Gesamteindruck der Kirche stark beeinträchtigte. 1850 wurde ein neues Orgelwerk erstellt. 1852 wurden rissig gewordene Glocken umgegossen. Die älteste und grösste davon stammt aus dem Jahre 1530, die kleinste aus dem Jahre 1766 (umgegossen 1953). 1859 konnte ein neuer Altar eingeweiht werden (Entwurf: Architekt Georg Schneider, Ausführung: Bildhauer Georg Schmid aus München). Von nun an sollte der Chorraum in die Gottesdienstfeier miteinbezogen werden. Der Kirchturm erhielt 1869 eine neue Uhr. Von November 1870 bis Januar 1871 wurde die Turmspitze restauriert und das Dach mit Schiefer (anstelle von glasierten Buntziegeln) gedeckt. Die steinernen Zwiebelknöpfe wurden entfernt und durch bronzene, die aussen vergoldet wurden, ersetzt.
1893 wurden die Fresken in der Frauenkirche freigelegt, die seit dem Dreissigjährigen Krieg übertüncht waren. Damit begann eine grosse Innenrenovierung im neugotischen Stil. Eine flache Holzdecke kam wieder anstelle des Holzgewölbes ins Hauptschiff. Die Seitenempore an der Nordwand des Gotteshauses wurde abgerissen, dafür an der Westseite eine zweite Empore errichtet. Die obere Empore war für die Orgel bestimmt. Die Kirche erhielt eine neue Kanzel. Die Minnersche Seitenkapelle wurde zur Taufkapelle umgestaltet. Im Chorraum wurden 6 Standbilder von Reformatoren und Beschützern der Reformation auf die leeren Postamente gesetzt. Beim Aufreissen des Kirchenbodens wurden Pfeiler und Apsisansatz der romanischen Kirche entdeckt. Dieser ältere Bau wird in einer Länge von 30 m und einer Breite von 15 m, wovon 6 m auf das Mittelschiff entfallen, angenommen. 1929 erhielt die Frauenkirche eine neue Orgel, gebaut von Firma G. F. Steinmeyer, Öttingen.
Am 20. April 1945 stürzte bei einem Bombenangriff das vierteilige Kreuzrippengewölbe im Westjoch des nördlichen Seitenschiffs ein. Die Fresken blieben erhalten. Das Pfarrhaus - die frühere Michaelisfriedhofskapelle - wurde restlos zerstört. In der Nachkriegszeit wurden die Zerstörungen wieder beseitigt und mancherlei Restaurierungen durchgeführt. Anstelle der zweiten und dritten Glocke, die nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr zurückkamen, wurden zwei neue Glocken gegossen (1953 und 1961). 1971 erhielt im Rahmen der Turmrestaurierung das Zifferblatt die Bemalung aus dem 16. Jahrhundert. Das Turmdach wurde mit kleinen Kupferplatten neu bedeckt. 1979 wurde die Kirche innen umfassend restauriert, In der Mitte des Kirchenschiffs fand ein neuer Altar Platz, um den sich die Gemeinde bei den sonntäglichen Gottesdiensten sammelt. Ein neues Gestühl mit drehbaren Lehnen wurde für den Ostteil der Kirche gefestigt, restauriert und renoviert. Viele andere Erneuerungen liessen das Gotteshaus noch schöner werden und gaben ihm für den Gottesdienst noch besseres Raumempfinden.
Das Bildprogramm des Hauptschiffs.
Die Apostelgestalten in Überlebensgrösse von ca. 2,30 m sind durch ihre Stellung über den Pfeilern der dreischiffigen, gotischen Basilika eindeutig als Stützen der Kirche charakterisiert. Mit gemaltem Pfeileraufsatz und Spruchband stand dem Künstler eine 3 - 4 m hohe Malfläche zur Verfügung. Als die "Zwölfboten" das Evangelium nach dem Willen des Herrn zu den verschiedenen Völkern tragen wollten, haben sie - so erzählt die Legende - den Inhalt des gemeinsamen christlichen Glaubens festgesetzt. Jeder Apostel, von Petrus angefangen, hat etwas zu diesem Bekenntnis beigesteuert. Die durch Judas Ischarioth enstandene Lücke wurde durch Matthias, der durch das Los gewählt worden war, geschlossen. So ist in der Frauenkirche über jedem Apostel in einem Spruchband ein Satz des apostolischen Glaubensbekenntnisses geschrieben. Zuerst kommen (vorne rechts beginnend) die Geschwisterpaare Petrus und Andreas, Jakobus der Ältere und Johannes. Dann folgt Thomas wahrscheinlich, um ihm das Bekenntnis der Auferstehung in den Mund zu legen, dann Jakobus der Jüngere und Philippus, vielleicht weil sie denselben Kalendertag haben. Nach der Apostelgeschichte des Lukas folgen dann:
Bartholomäus, Matthäus, Simon Zelotes, Judas Jakobi, Matthias.
Um dem Bekenntnis einen Spruchkreis aus dem Alten und Neuen Testament zur Seite zu stellen, hat man die Innenwandungen der Arkadenbögen (Bogenlaibungen) benützt. In jeder Bogenhälfte: zu zwei biblischen Gestalten gemalt (Ausnahmen: 1. Bogenhälfte: zu zwei biblischen Gestalten kommen zwei Engel; 5 Bogen: sechs musizierende Engel; 10. Bogen: eine biblische Figur zwischen zwei Engeln). Dadurch mag dargestellt sein, dass das göttliche Wort von der himmlischen Welt in Menschenhände gelegt wird. Propheten, Apostel und Engel dienen als Bandhalter dem Worte Gottes. Die Texte wurden in althochdeutscher Sprache schwäbischen Dialektes geschrieben.
Als dieser "Credozyklus" freigelegt wurde, hat der Kunsthistoriker Georg Dehio (+ 1932) geurteilt: "Die im Jahre 1891 aufgedeckten, grossenteils gut erhaltenen Wandmalereien sind die bedeutendsten Süddeutschlands aus der gotischen Epoche". Die Restaurierungsarbeiten unter Prof. Hans Haggenmiller (1893 - 1897) und später unter Prof. Röhm (1933) wurden unter Beeinflussung der Neugotik durchgeführt.
Die Spruchbänder der Arkadenbögen sind von oben nach unten zu lesen. Sie beginnen auf der Südseite in dem an den Chor anstossenden Bogen. Fehlende Sprüche (mit Stern bezeichnet) sind nicht mehr in der ursprünglichen Schrift erkennbar. Zu den Engeln gehören meistens ein oberes und ein unteres Spruchband.
1. Schrifttafel: Athanasius Patriarch zu Alexandria: "Wer will selig werden, der muss vor allen Dingen den christlichen Glauben haben." - Posaunenengel: "Es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen." 1. Korinther 15,51. SANCTUS PETRUS (mit einem Schlüssel und ursprünglich mit der dreifachen Papstkrone): Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde. (1) Christus Jesus (2) Engel: "Alle gute Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts." Jak. 1,17. (3) Engel (4) Maria: "Er hat grosse Dinge an mir getan, der da mächtig ist." Lukas 1,49 (5) Engel. (6) Mose: "Höre, Israel, der Herr, unser Gott ist ein einiger Herr." 5. Mose 3,24. (8) Engel: "Von ihm und durch ihn sind alle Dinge." Röm. 11,36. (9) "Welcher gemacht hat Himmel und Erde." Apostelgeschichte. 14,15.
SANCTUS ANDREAS (Mit dem X-förmigen "Andreas" - Kreuz, an dem er den Tod erlitten haben soll): und an Jesum Christum, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn. (10) "hat ihn für uns dahingegeben". Röm. 8,32. (11) "Gott sandte seinen Sohn, auf dass er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, dass wir die Kindschaft empfingen." Galater 4,4.5. (12) Engel: "Er führte den Erstgebornen in die Welt ein." Hebr. 1,6. (13) Lukas: "Ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden." Apostelgeschichte. 4,12. (14) Hosea: "Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen. "Hosea 11,1. (15) Engel: "Du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeugt." Psalm 2,7. (16) Engel: "In dem Namen Jesu sollen sich beugen alle Knie." Phil. 2,10. (17) Paulus: "Wir warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn. " Phil. 3,20.
SANCTUS JAKOBUS MAJOR (Mit Pilgerstab und Tasche, den Hut im Nacken, nach der Legende in Spanien den Märtyrertod erlitten): der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren aus der Jungfrau Maria. (18) Jesaja: "Denen zu Zion wird ein Erlöser kommen." Jesaja 59,20. (19) Engel: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären." Jesaja 7,14. (20) Engel: "Ein Jüngling wird wohnen bei einer Jungfrau." Jesaja 62,5. (21) Lukas: "Es kam die Zeit, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren ersten Sohn." Lukas 2,6.7. (22), (23) Engel: "Dies Tor soll zugeschlossen bleiben und nicht aufgetan werden." Hesekiel 44,2. (24) Engel: "Das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist. " Matthäus 1,20. (25) "Der Engel war gesandt von Gott zu einer Jungfrau heiss Maria." Lukas 1,26.27.
SANCTUS JOHANNES (mit dem Kelch, aus dem sich eine Schlange emporringelt, weil er ohne Schaden Gift getrunken haben soll): gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, tot und begraben. (26) Jesaja: "Er ist um unserer Sünden willen zerschlagen, er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen." Jesaja 53,5.8. (27) Engel:"Er hat uns gewaschen mit seinem Blut." Offenbarung 1,5. (28) Engel: "Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnütz zu." Jesaja 49,4. (29) Joab: "Des Königs Sohn ist tot." 2 Sam. 18,20. (30) Jona: "Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte." Jona 2,1. (31) Engel: "Sein Grab wird herrlich sein." Jesaja 2,1. (32) "Ich schlafe, aber mein Herz wacht." Hohelied 5,2. (33) Markus: "Josef legte ihn in ein Grab." Mark 15,46.
SANCTUS THOMAS (mit einer Keule, nach der Legende ist er in Indien erschlagen worden.): abgefahren zu der Hölle, an dritten Tag erstanden von den Toten. (34) Engel mit Posaune: "Ehre sei Gott in der Höhe." (35) Engel mit Violine: "Und auf Erden Friede den Menschen guten Willens." (36) Engel mit Harfe: "gut Willens.". (37) Engel mit Laute: "Wir loben dich." (38) Engel mit Orgel: "Wir beneiden dich." (39) Engel mit Zink: "Wir beten dich an."
SANCTUS JAKOBUS MINOR (mit einem Geigenbogen soll ihn ein wütender Jude erschlagen haben): aufgefahren zu den Himmeln, sitzet zu der gerechten Hand Gott des Vaters allmächtigen. (40) Sacharja: "Auch lasse ich durchs Blut deines Bundes los deine Gefangenen." Sach. 9,11. (41) Engel: "Tod, ich will dir Giftsein." Hosea 13,14. (42) Engel: "Er ist aus Angst und Gericht genommen." Jesaja 53,8. (43) Johannes Apostel: "Siehe, es hat überwunden der Löwe Juda, aufzutun das Buch und zu brechen seine Siegel. " Offenbarung 5,5. (44)Jesaja: "Ich sah den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl. " Jesaja 6,1. (45) Engel: "Dieser Jesus wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren." Apostelgeschichte 1,11. (46) Engel: "Ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklären." Joh. 12,28. (47) Johannes:
"Vater, verkläre deinen Namen." Joh. 12,28. Posaunenengel: "Der Herr wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel." 1. Thessalonicher 4,16. - Posauenenengel: "Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr komme." 1. Korinther 4,5.
SANCTUS PHILIPPUS (mit einem T-förmigen Kreuz, an dem er nach der Legende gestorben ist): von dannen er künftig ist, zu richten die Lebendigen und die Toten. (48) David: "Er wird richten mit Gerechtigkeit." Psalm 98,9. (49) Engel: "Ich habe mir einen König ersehen." 1. Sam. 16,1. (50) Engel: "Der Herr sieht das Herz an." 1. Sam. 16,7. (51) Jonathan: "Reisse du deine Barmherzigkeit nicht von meinem hause ewiglich." 1. Sam. 20,15. (52) "Dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit." Matthäus 25,31. (53) Engel: "Ehre sei Gott in der Höhe." Lukas 2,14. (54) Engel:"Dieser Tag ist ein Tag des Grimms, ein Tag de Trübsal und Angst." Zephanja 1,15. (55) Jakobus: "Es wird ein Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat." Jak. 2,13.
SANCTUS BARTHOLOMÄUS (mit einem vom Gürtel herabhängenden Schreibzeug und einem Messer. Ihm soll bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen worden sein): Ich glaube an den Heiligen Geist. (56) Hesekiel: "Ich will meinen Geist in euch geben." Hesekiel 36,37. (57) Engel: "Alle meine Worte, die fasse mit Herzen." 1. Könige 3,12. (59) Salomo: "Wie gut und süss ist, Herr, dein Geist." Weisheit. Salomo 12,1. (60) Paulus: "Der Geist hilft unserer Schwachheit auf." Röm. 8,26. (61) Engel: " Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug." Apostelgeschichte. 9,15. (62) Engel: "Schreib, was du gesehen hast." Offenbarung. 1,19. (63) Johannes: "Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." Offenbarung. 2,11.
SANCTUS MATTHÄUS (mit blankem Schwert, mit dem er hingerichtet worden sein soll): die christliche heilige Kirche, Gemeinschaft der Heiligen. (64) Daniel: " Gott wird ein Königreich aufrichten." Daniel 2,44. (65) Engel: "Es wird ewiglich bleiben." Daniel 2,44. (66) Engel: "Er hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde." Epheser 1,22. (67) Bernhard von Clairvaux: "Die Kirche wächst durch Anfechtung." (68) Hiob: "Rufe doch, an welchen von den Heiligen willst du dich wenden?" Hiob 6,1. (69) Engel: "Ich halte mich zu denen, die dich fürchten und deine Befehle halten." Psalm 119,63. (70) Engel: "Die Gemeinde der Heiligen soll ihn loben." Psalm 149,1. (71) Paulus: "Alle Glieder eines Leibes, wiewohl ihrer viel sind, sind wir doch ein Leib." 1. Korinther 12,12.
SANCTUS SIMON (Mit einem Spiess): Ablassung der Sünden. (72) Engel: "Wer ist, die hervorbricht wie die Morgenröte?" Hohelied 6,9. (73) Jesaja: "Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais." Jesaja 11,1. (74) Engel: " Der wird gross und ein Sohn des Höchsten genannt werden." Lukas 1,32. (75) Engel: " Der Heilige Geist wird über dich kommen." Lukas 1,35. (76) Mose: "Derselbe soll dir den Kopf zertreten." 1. Mose 3,15. (77) Engel: "Des Namen sollst du Jesus heissen." Lukas 1,31.
SANCTUS JUDAS (mit einem Schwert in schwarzer Scheide): Auferstehung des Leibes. (78) Jesaja: "Wer da wird übrig sein, der wird heilig heissen." Jesaja 4,3. (79) Engel: "Du hast mit vielen Buhlen gehurt, doch komm wieder zu mir." Jeremia 3,1. (80), (81), (82) Engel: "Zur selben Zeit wird dein Volk errettet werden." Daniel 12,1. (84) Engel: "Wir werden all auferstehen." 1. Korinther 15,51. (85) Johannes: "Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung." Offenbarung. 20,6.
SANCTUS MATTHIAS (mit einer Hellebarde): und das ewige Leben. (86) Jakob patr.: "Ich habe Gott von Angesicht gesehen." 1. Mose 32,30. (87, 88, 89, 90), (91) Engel: "Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses." Psalm 36,9. (92) Engel: "Wir sehen dann von Angesicht zu Angesicht." 1. Korinther 13,12. (93) Mose: "Lass mich deine Herrlichkeit sehen." 2. Mose 33,18.
Posaunenengel: " Ich will dir die Krone de Lebens geben." Offenbarung. 2,10. - 2. Schrifttafel: Athanasius Patriarch zu Alexandria: "Das ist der rechte christliche Glaube, wer denselben nicht fest und treulich glaubt, der kann nicht selig werden."
Die zehn Jungfrauen in der Chorbogen-Laibung (um 1460/70): Dieses Gleichnis hat die Kirche als eine Warnung für die Christenheit gesehen, dass oberflächlichen Christen das Heil versagt werden kann. Die fünf törichten Jungfrauen haben kein Öl in ihren Lampen (sind nicht durch Gottes Geist geprägt). In dieser Malerei ist dies dadurch dargestellt, dass die Jungfrauen ihre Öllampen nach unten halten, also ohne Öl sind.Der sündige Weltsinn ist durch Haltung und Kleidung - braune Ärmel sind an ein grünes Kleid gesetzt, oder ein Kleid ist aus einer braunen und einer blauen Hälfte zusammengesetzt - gekennzeichnet. Ein kecker Federbusch im Haar oder sonstiger Haarschmuck unterstreicht diese Haltung. Am Bogenscheitel ist Christus dargestellt. Auf der Seite der Törichten ist darunter auf Schriftbändern der Wortwechsel zwischen ihnen und Jesus angegeben (in deutsch: "Herr, Herr, tue uns auf! Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht.") In der nördlichen Chorbogenlaibung tragen die klugen Jungfrauen das züchtige Kleid, Kränzlein im Haar oder ein zierliches Kopftuch zeigen die keusche Gebärde. Die Gemeinde soll daran erinnert werden, in rechter Weise dem Herrn Christus im Abendmahl zu begegnen.
Abendmahl als Engelsbrot (um 1460): Im Gewölbe des Chorraumes sind nacheinander ein Blattornnament, drei Gruppen von je vier Engeln und eine Gruppe von vier Evangelisten gemalt. Bei der Freilegung konnte der Originalzustand erhalten bleiben.
Die erste Engelgruppe preist die feierliche Auferstehung Christi. Die lateinischen Worte, die dem evangelischen Bekenntnisstand gemäss abgeändert wurden, bedeuten: "Erde, sei fröhlich und getrost" (Joel 2,21), "denn der Herr hat grosse Dinge getan" (Joel 2,21). "Er ist auferstanden, wie er gesagt hat" (Matthäus 28,6). Der für uns bittet" (Johannes 16,26).
Die zweite Gruppe, mit Kerzen und Glocken ausgestattet, nimmt an der unten vor sich gehenden heiligen Handlung teil, die dritte Gruppe preist das Abendmahl: "O wahrhaft würdiges Opfer, durch das lebendige Opfer, Wahrheit und Leben, sei gegrüsst. Ein so hohes Sakrament! Siehe da, der Engel Brot, das zur Wegzehrung geworden ist." Die Gruppe der vier Evangelisten zitiert Sätze des Evangeliums, die sich auf die Einsetzung des Abendmahls beziehen und in deutsch folgendes besagen: "Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen" (Lukas 22,15). - "Nehmet, esset, das ist mein Leib" (Matthäus 26,26). - "Nehmet, das ist mein Blut" (Mark 14,24). - "Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist" (Johannes 6,50.33). Und der Südostwand des Chorschlusses hat der Künstler einen fliegenden Engel gemalt, der eine grosse Hostienscheibe in den Händen hält und so das Engelsbrot (Himmelsbrot) zu den Menschen bringt.
Der Freskenzyklus an der Turmwand.
An der südlichen Turmwand sind in zwei Reihen übereinander 13 Bilder (Anfang 16. Jh.) angeordnet. Ein 14. Bild hat über den beiden Reigen Platz gefunden. Diese 14 Bilder beschreiben das Marienleben bis zur Anbetung der Heiligen Drei Könige:
1. Joachims Opfer: Joachim und Anna leiden unter Kinderlosigkeit. Joachim wird bei Leistung seiner Opferpflicht als ein dem Herrn missfälliger Mann zurückgewiesen.
2. Joachim in der Einöde: Ein Engel schwebt zu ihm herab. Er teilt ihm mit, dass er Vater eines Kindes werden soll, das zu Grossem ausersehen sei. Als Bestätigung dieser Mitteilung wird er seiner Frau unter der Goldenen Pforte zu Jerusalem begegnen.
3. Anna im Frauengemach: In ihrem Schmerz über die Kinderlosigkeit fliegt ein Engel durch das Fenster und teilt ihr dasselbe wie ihrem Mann mit.
4. Joachim und Anna treffen sich vor der Goldenen Pforte.
5. Geburt der Maria.
6. Tempelgang der Maria: Ihre Eltern wollen Maria im Schutz des Tempels zu Jerusalem heranwachsen lassen. Das Kind ist die 15 Stufen der Tempeltreppe allein hinaufgestiegen. Oben wird es von einem Priester erwartet.
7. Das Stabwunder. Zum vierzehnjährigen Mädchen herangereift, weigert sich Maria, sich verheiraten zu lassen. Eine Gottesstimme fordert, dass die nicht verheirateten Männer aus dem Hause Davids ihre Stäbe im Tempel niederlegen, und der Junge, dessen Stab grünt, als Ehemann des Mädchens bestimmt sei. Der Stab der Wartenden grünt nicht, bis Josef verspätet erscheint. Sein Stab grünt.
8. Vermählung Josefs mit Maria. Beide stehen vor dem Priester. Er segnet beide, nachdem sie ihre Hände vereinigt haben.
9. Mariä Verkündigung durch den Engel Gabriel. Der Heilige Geist hat sich in Gestalt einer Taube, vom Vater ausgegangen, auf die Stirn Mariens gesenkt.
10. Besuch der Maria bei Elisabeth.
11. Josefs Flucht.
12. Die Geburt Christi.
13. Die Beschneidung Christi.
14. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige.
Die Schildwand darüber füllt ein Fresko des "Mariengartens."
1. Symbolik für die Jungfrau Maria: Sonne, Mond, der Stern, die Zeder, der Zweig aus der Wurzel Jesse die Lilie unter den Dornen, die Rose, die immer volle Quelle, der immer versiegelte Brunnen, die verschlossene Pforte, der verschlossene Garten, das versiegelte Buch, der makellose Spiegel, der brennende Busch Moses, dir Rute, der Stab Aarons, das Vlies Gideons, der Turm Davids, der Tempel Salomos, die Himmelspforte.
2. Propheten an der Mauerbrüstung: Sie lassen Blätter mit auf das Wunder der Empfängnis hinweisenden Weissagungen über die Mauer herabflattern.
3. Die geheimnisvolle Jagd: Der Engel Gabriel, mit dem Jagdspiess ausgerüstet, stösst in das Hifthorn. Vier Hunde jagen das Einhorn (mittelalterliches Fabeltier), das nur dann gefangen werden kann, wenn es in den Schoss einer Jungfrau gejagt wird. Die Hunde symbolisieren die treibenden Gewalten bei der wundersamen Menschwerdung. Auf beigegebenen Schriftbändern werden sie näher bezeichnet: Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit und Friede (veritas, caritas, justitia und pax). Die Jungfrau sitzt im Grünen und ist bereit, das Einhorn in ihren Schoss zu nehmen. Unsere Darstellung hat die Besonderheit, dass das Kind auf dem Fabeltier sitzt, dem die Jungfrau empfangsbereit die Hände entgegenstreckt.
Maria Verkündigung,Christi Geburt und die Heiligen Drei Könige in der nördlichen Vorhalle (um 1450). - Der Schmerzensmann am dritten nördlichen Langhaupsfeiler. Über dem leidenden Jesus halten zwei Engel Marterwerkzeuge (um 1470/80). - Das Kreuzigungsbild in der südlichen Vorhalle (das älteste Bild in der Frauenkirche, vor Mitte des 15. Jahrhunderts): Zwei schwebende Engel fangen das kostbare Blut in Kelchen auf, damit es nicht verlorengeht. -Gruppen am Kanzelpfeiler: Jungfrau Maria mit dem Kinde sitzt in einer Kapelle, sie ist umgeben von Engeln, die auf Konsolen stehen oder durch Fensteröffnungen hinausschauen (um 1470=. An der Nordseite dieses Pfeilers ein gotisch gemusterter Teppich, den zwei Engel halten. - Das Vöhlinsche Stifterbild und Maria in der Mondsichel. Das "ppp" im Wappen der Patrizierfamilie Vöhlin bedeutet nach dem Volksmund: "piper peperit pompam- pompa peperit paupertatem-paupertas peperit pietatem" (= Der Gewürzhandel schaffte der Familie Vöhlin Wohlstand, Wohlstand schafft Armut und Armut schafft Frömmigkeit), oder: "piper peperit pecuniam - pecunia peperit pompam" (= Der Gewürzhandel schafft Geld, Geld schafft Wohlstand). Vöhlin wollte durch fromme Stiftungen zum eigenen Seelenheil beitragen. Für die Frauenkirche stiftete er u.a. die erste Orgel. Sein Bildnis zeigt ihn in einer Mischung von Demut und Selbstgefälligkeit bei der häuslichen Andacht.
Das Fresko befindet sich an der Nordseite des Chorraums; bez. 1464. - In einer Nische der Chor - Südwand ist Maria in einer Mondsichel gemalt. Das Kind in ihren Armen spielt mit eine, Rosenkranz. Rechts und links ein musizierender Engel und ebenfalls wieder das Vöhlinwappen.
Das barocke Chorgestühl aus Eiche mit seinen gedrehten Säulen, den Muscheln, Fruchtbändern, Putten und Fratzen wurde unter der Leitung des Spitalmeisters Sigismund Teufel vom Kreuzherrenkloster 1696 hergestellt. Die kunstvolle Tür zur Sakristei zeigt sowohl das üppig umrahmte Memminger Stadtwappen als auch - über dem Sturz - das vierfach geteilte Wappen des Oberhospitals: das gezipfelte Doppelkreuz als Klosterzeichen des Ordens zum Heiligen Geist, die Hilft- und Büffelhörner als heraldische Teile des sagenhaften Spitalgründers Heinrich von Neuffen - Weissenhorn und den Anker als das Wappen des Spitalmeisters Sigismund mit dem Monogramm S.M.H.M. (= Sigismund Magister Hospitalis Memmingensis).
Auf den Steinkonsolen des Chors stehen seit der Kirchenrenovierung um 1900 sechs Statuen von Persönlichkeiten der Reformationszeit: Dr. Martin Luther, Philipp Melanchthon, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (jetzt hinter dem Altar), der Schwedenkönig Gustav Adolf, der Prediger Christoph Schappeler (1472 - 1551) als der Memminger Reformator und Ambrosius Blaurer (1492 - 1564) als Berater der Stadt in der Reformationszeit. Die Figuren wurden in Zement gegossen (Kunstschreinerei Vogt) und farbig gefasst. In der Nachkriegszeit wurden sie grau angestrichen.
Der neugotische Hochaltar stammt aus dem Jahr 1859.Das Altarbild mit der Kreuzigung Jesu wurde um ca. 1700 von Joh. Friedrich Sichelbein gemalt. 1808, bei Aufgebung des Simultaneums, der gemeinsamen evang. und röm.-kath. Benutzung der Kirche, wurde es der röm.-kath. Kirchengemeinde St. Johann übergeben, konnte aber 1868 wieder zurückerworben werden.
Der massive Eichenaltartisch in der Mitte der Kirche stellt durch die brozenenen Verbindungsstücke eine Einheit dar. So ist auch der Leib Christi durch Verbindungsglieder zu einer Einheit zusammengefügt- Der Kreuzestod Jesu Christi (Symbol Bergkristall) begründet diese Einheit. Die vier Kerzen auf dem Altar machen deutlich, dass Jesus als das Licht in all vier Enden der Erde leuchten möchte. Sowohl der Altar als auch das Lesepult wurden von dem Ehepaar Munz-Natterer aus Neuching 1979 hergestellt.
Der Taufstein aus rotem Marmor in der Minnerschen Kapelle (südliche Seitenkapelle)trägt die Jahreszahl MDLXV (1565). Er erinnert daran, dass seit jener Zeit in dieser Kirche wieder evangelischer Gottesdienst gehalten werden konnte. In die Fenster dieser Taufkapelle wurde durch Pülz, München-Solln, das Glasgemälde der Taufe des Kämmerers aus dem Mohrenland eingefügt; das Pfingstbild und das Bild von der Kindersegnung Jesu wurden 1961 von Rudolf Schwemmer, einem Memminger Künstler, gemalt.
Das Auferstehungsbild neben der Taufkapelle im südlichen Seitenschiff stammt von Ulrich Franke; es wurde 1951 im gemässigten Expressionismus gemalt und war ursprünglich für den Hochaltar bestimmt.
Die gegenwärtige Kanzel wurde 1895 errichtet. Den Kanzelkorb zieren Reliefs (in Flachschnitz-Technik) der vier Evangelisten mit ihren Symbolen (Markus - Löwe, Lukas -Stier, Matthäus - Mensch, Johannes -Adler). /1569 scheint schon eine neue Kanzel aufgestellt worden zu sein, weitere folgten 1626 und 1829).
An der Ostseite des nördlichen Seitenschiffs steht eine Marienstatue, die von Ivo Strigel um 1500 geschaffen wurde. Maria mit der Sonne umgeben, den Mond unter den Füssen (mit dem Gesicht des Künstlers?) stellt ein Symbol für die Kirche (Offenbarung 12) dar. Das Kind in ihrem Arm trägt das Zeichen der Herrschaft. (Die Marienfigur war längere zeit in einem Bauernhaus in Hawangen untergebracht, deshalb die Bezeichnung Hawanger Madonna.) - das Abendmahlsbild daneben, von Benedikt Andreas Küchle aus Erkheim gemalt (1820), war ursprünglich für den Hochaltar bestimmt.
Die Epitaphien wurden bei der Renovierung 1979 an der Nordseite des nördlichen Seitenschiffes angebracht. Die älteste Grabplatte Memmingens, ein Epitaph des Kaplans Konrad Schriber aus dem Jahre 1439, befindet sich links von Nordosteingang; rechts davon ist die Grabplatte des Memminger Handelsherrn und Patriziers Jörg Hürsich und seiner Ehefrau von 1606 bzw. 1608. Andere Grabplatten aus dem 15. und 17. Jahrhundert sind nicht mehr zu entziffern. In der Jakobskapelle wurden noch zwei kleine Grabplatten befestigt und in der Möttelinkapelle die stark verwitterte Tuffsteingrabplatte von Vöhlin (1441).
Die Orgel an der Westseite des Langhauses (1929) steht auf der oberen Empore. Die Brüstungen der beiden Emporen wurden 1897 mit Verzierungen und Bibelworten versehen. Die Holzdecke des Mittelschiffs wurde 1897 neu nach Memminger gotischen Schnitzmotiven hergestellt.
Das Gestühl im Westen der Kirche besteht aus Bankblöcken nach alemannischer Kirchstuhlbauweise. Eine mittelalterliche Kirchstuhlwange befindet sich an der westlichen Seite des Haupteinganges. Die Kirchenbänke in der östlichen Hälfte der Kirche wurden 1979 hergestellt (mit beweglichen Lehnen). Dabei hat man die Wangen des früheren 1897 geschaffenen Gestühls wiederverwendet und jeweils zwei Wangen zu einer zusammengefügt.
Die Frauenkirche zu Memmingen ist eine typische Vertreterin einer schwäbischen Stadtkirche der Spätgotik: basilikales Langhaus mit spitzbogigen Pfeilerarkaden, Flachdecke im Mittelschiff und Rippengewölbe in den niedrigeren Seitenschiffen, und die teilweise Kapellen angebaut sind, einschiffiger Polygonalchor mit Netzrippengewölbe. Die Besonderheit dieser Kirche liegt jedoch in dem ungemein reichen und wohldurchdachten Zyklus von spätgotischen Wandgemälden, die noch erahnen lassen, wie einst mittelalterliche Kirchenräume in Pracht und Farbe erstrahlten.
Pfarrer Theophil Haffelder
"Memmingen Unser Frauen"
1. Auflage, 1983